Frühkindliche Sprachförderung geschieht nicht durch langsames, deutliches Sprechen und geht im Kita- oder Spielgruppenalltag alles andere als automatisch oder einfach so. Obwohl frühkindliche Sprachförderung im Alltag eingebettet sein muss und über Dialog geschieht, muss dies gelernt und geplant werden. Dabei übernehmen Erwachsene, aber v.a. auch die anderen Kinder eine wichtige Modellfunktion. Dafür braucht es eine übergeordnete Struktur, die das fördert. Es braucht zudem personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen, kompetente Fachpersonen und im Idealfall eine gesamtschweizerische politisch-gesellschaftliche Einbettung.
Dieter Isler, Dozent für Deutsch und Deutschdidaktik, Zentrum Lesen an der Fachhochschule Nordwestschweiz, und Theres Hofmann, Geschäftsleiterin und Mitinhaberin thkt GmbH, stellten das Projekt "Frühe Sprachbildung entwickeln – Fachpersonal koordiniert qualifizieren" (FSQZB) vor. Anhand einer kurzen Videosequenz wurde der Ansatz der situativen Sprachförderung dargelegt und der zugrundeliegende Sprachverlauf aufgezeigt. Daraus wurde ersichtlich, welch wichtige Rolle die Fachperson bei der Anregung der Kinder zum Sprechen spielt, so dass bildungsrelevante Sprachhandlungen stattfinden. Herbert Knutti, Leiter der Fachstelle Frühe Deutschförderung im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt, gab einen Einblick in das Obligatorium zur Deutschförderung vor dem Kindergarten im Kanton Basel-Stadt und zu den Aspekten der Qualität in der frühen Deutschförderung. Ersteres ist Teil eines Gesamtkonzepts der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Sein Fazit: Fundierte Projekte setzen (in der Regel) das Zusammenwirken von Politik, Verwaltung, Praxis, Aus- und Weiterbildung voraus. Margrit Stamm, em. Ordinaria für Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg und Leiterin des Swiss Insitute for Educational Issues, Swiss Education, gab ihrerseits einen Überblick über die Situation der frühen Sprachförderung (siehe Dossier zum Thema) in der Schweiz. Daraus ging hervor, dass frühkindliche Sprachförderung, obwohl sie politisch ein Dauerbrenner ist und als zentrale integrationspolitische Aufgabe wahrgenommen wird, immer noch viele Hürden zu überwinden hat. Insbesondere fallen weiterhin Kinder, welche Sprachförderung benötigen, durch die Maschen und auch die Wirksamkeit vieler Programme bleibt fragwürdig. Einen Eindruck über die aktuellen Angebote der sprachlichen Förderung im Früh-und Vorschulbereich in der Schweiz gibt die systematische und sehr umfassende Übersicht der Jacobs Foundation. Last but not least zeigte Patricia Schwerzmann, Projektmitarbeiterin beim Netzwerk Kinderbetreuung, Projektstelle Orientierungsrahmen, auf, was der Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung zum Thema sagt. Der Orientierungsrahmen ist das erste nationale Referenzdokument zur pädagogischen Qualität im Frühbereich und formuliert klare Qualitätsaspekte für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung, die auch bei einer guten Sprachförderung mit kleinen Kindern zum Tragen kommen können. Aus der Sicht des Orientierungsrahmens kann gute Sprachförderung nur erfolgen, wenn sie unmittelbar im natürlichen Lebensumfeld des Kindes stattfindet, ganzheitlich ausgerichtet ist, also alle Sinne des Kindes anspricht, und in einer Beziehung eingebettet ist.