Die Studie zur Säuglingsernährung und Gesundheit im ersten Lebensjahr 2014 zeigt, dass Säuglinge in den ersten Lebensmonaten konsequenter gestillt werden als noch vor zehn Jahren. Dabei wirken sich unterstützende Rahmenbedingungen und Massnahmen positiv auf die Stilldauer aus. Verbesserungsbedarf gibt es insbesondere im Bereich der Arbeitswelt.
Der Wille zu stillen ist bei Müttern in der Schweiz gross. So stillen unmittelbar nach einer Geburt 95 Prozent der Mütter ihr Kind. Die neusten Forschungsergebnisse des Bundes zeigen aber auch, dass sie im Durchschnitt nach 31 Wochen damit aufhören – deutlich früher als Fachorganisationen für die Gesundheit der Säuglinge als optimal erachten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, sechs Monate ausschliesslich zu stillen und bei der Einführung der Beikost weiter zu stillen bis zum Alter von zwei Jahren oder darüber hinaus.
Die im Auftrag der beiden Bundesämter für Gesundheit (BAG) und Lebensmittelsicherheit (BLV) durchgeführte Befragung ergab deutliche Unterschiede der Stilldauer je nach Alter der Mütter, Ausbildungsniveau und Erwerbstätigkeit der Eltern, Einstellung der Väter und geographisch-kultureller Herkunft. Unterdurchschnittlich lange stillen beispielsweise sehr junge, alleinerziehende und erwerbstätige Mütter sowie Mütter in der französischsprachigen Schweiz und mit Herkunft Balkan. Säuglinge von älteren Müttern, in einer Beziehung lebenden Frauen, gut ausgebildeten Eltern und Vätern mit positiver Einstellung zum Stillen profitieren dagegen von längeren Stilldauern.
An Bedeutung stark zunehmend für die Stilldauer ist der Einfluss der Arbeitswelt, weil Mütter heute nach einer Geburt früher und mit höheren Pensen ins Berufsleben zurückkehren als noch 2003. Unvereinbarkeit von Stillen und Arbeit wurde in der Umfrage von jeder vierten erwerbstätigen Mutter als Grund für ein frühzeitiges Abstillen genannt. Gar nur jede zehnte erwerbstätige Mutter gab an, von ihrem Arbeitgeber über ihre Rechte als stillende Arbeitnehmerin informiert worden zu sein. Positive Effekte dürfte die Revision des Arbeitsgesetzes haben, welche neue Bestimmungen zur Entlöhnung von Stillpausen beinhaltet und zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wirksam war. Die Vereinbarkeit von Stillen und Arbeit wird auch von der diesjährigen Weltstillwoche (12. bis 19. September) zum Thema gemacht.