Die Deutsche Liga für das Kind fordert die zügige Verabschiedung eines Bundesqualitätsgesetzes, das sich an wissenschaftlich fundierten und fachlich anerkannten Qualitätsstandards orientiert.
Das von der Liga entwickelte Positionspapier "Gute Qualität in Krippe und Kindertagespflege" bietet aus ihrer Sicht eine wichtige Grundlage dafür.
Das Positionspapier definiert insgesamt 36 Eckpunkte guter Qualität – unterschieden jeweils nach Krippe und Kindertagespflege – wie z.B.:
- die kindgerechte Bemessung des Fachkräfte-Kind-Schlüssels und der Gruppengrösse
- die Verbesserungen in der Ausbildung des pädagogischen Personals
- die Sicherstellung des Kinderschutzes, eine individuelle Eingewöhnung und feinfühlige Betreuung jedes Kindes
- vielfältige Spiel-, Bewegungs- und Bildungsmöglichkeiten
- eine intensive Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern.
Gemäss Prof. Dr. Sabine Walper, Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München und Präsidentin der Deutschen Liga für das Kind, bewegt sich die Qualität von Krippen und Kindertagespflegestellen in mehr als 80% der Fälle in einem mittelmässigen, ungenügenden Bereich, mit einem geringen positiven Ausschlag nach oben und einem etwas grösseren negativen Ausschlag nach unten (s. dazu Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit, NUBBEK). Bundesweite Qualitätsstandards existieren bisher nicht.
Die Autoren weisen im Positionspapier darauf hin, dass die Verbesserung der Qualität in Krippen und in der Kindertagespflege auch mit erheblichen finanziellen Investitionen verbunden ist. Aber: Jede Investition in gute Qualität früher Betreuungsangebote bringt eine deutliche volkswirtschaftliche Rendite mit sich. Qualität hängt nach übereinstimmender Einschätzung von Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen sowie nationalen und internationalen Studienergebnissen insbesondere von folgenden Faktoren ab:
- Fachkräfte-Kind-Schlüssel
- Gruppengrösse
- Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte bzw. Tagespflegepersonen
- Qualität der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern
Bleiben die notwendigen Investitionen aus, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, so sind auf mittlere Sicht gravierende Probleme zu erwarten, sowohl bei den betroffenen Kindern als auch in der Gesellschaft insgesamt. Die Autoren sehen aber auch unter bildungsökonomischen Aspekten keine sinnvolle Alternative zu einer Verbesserung der Qualität in der frühen Tagesbetreuung. Sie erachten es deshalb als dringend erforderlich, frühkindliche Bildungsprozesse bestmöglich zu unterstützen, allen Kindern gerechte Teilhabechancen zu bieten und die Infrastruktur für Familien mit Kindern zu verbessern.