Ein Platz in einer Schweizer Kinderkrippe kostet ähnlich viel wie in ausländischen Vergleichsregionen, allerdings müssen die Eltern in der Schweiz bedeutend mehr aus der eigenen Tasche bezahlen.
Das zeigt der neu veröffentlichte Bericht des Bundesrates "Vollkosten und Finanzierung von Krippenplätzen im Ländervergleich" zur Beantwortung des Postulats von Nationalrätin Bulliard-Marbach. Um dies zu ändern, will der Bundesrat Anreize schaffen, damit Kantone und Gemeinden ihr finanzielles Engagement erhöhen und dadurch die Eltern finanziell entlasten.
Vollkosten und Finanzierung der Krippenplätze
Die bestehende Datenlage in den vier Vergleichsländern (Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich) ist sehr heterogen, weshalb der Ländervergleich auf Basis von regionalen Fallstudien (für die Schweiz die Kantone Zürich und Waadt) vorgenommen wurde. Daraus geht hervor, dass die kaufkraftbereinigten Vollkosten von Kinderkrippen in der Grössenordnung ausländischer Vergleichsregionen liegen.
Unterschiede bestehen gemäss den Autoren jedoch bei der Finanzierung der Krippenplätze und im Anteil der subventionierten Plätze: In den ausländischen Vergleichsregionen beteiligt sich die öffentliche Hand viel stärker (ca. 75%) an den Krippenkosten als in der Schweiz (ca. 33% - 62%) und im Ausland sind grundsätzlich alle Plätze subventioniert, während dies in der Schweiz meist nur für einen Teil der Plätze pro Gemeinde der Fall ist.
Auffallend ist auch die Höhe des maximalen Elterntarifs, der in der Schweiz meistens dem Vollkostenpreis eines Kitaplatzes entspricht, während Eltern in den genannten Nachbarländern lediglich 20-40% der Vollkosten bezahlen. Vergleicht man die Betreuungsausgaben am Bruttoeinkommen der Eltern, geben Schweizer Eltern rund doppelt so viel für die Betreuung aus wie Eltern in den Vergleichsregionen.
Kaum Sparpotential
Der Forschungsbericht stellt fest, dass in der Schweiz keine grossen Einsparmöglichkeiten bestehen, ohne gleichzeitig einen negativen Effekt auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auf die Betreuungsqualität in Kauf zu nehmen. So wären Einsparungen bei den Löhnen und Öffnungszeiten denkbar. Da allerdings die Löhne des Betreuungspersonals im Vergleich mit anderen Branchen oder Berufen bereits eher tief sind, hätte eine Senkung Qualitätseinbussen zur Folge und würde den bereits bestehenden Mangel an qualifiziertem Personal verschärfen. Eine Verkürzung der Öffnungszeiten würde angesichts der vergleichsweise langen Arbeitszeiten der Eltern das Angebot verschlechtern.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Bundesrates
Der Bundesrat will die hohe finanzielle Belastung der Eltern durch die Betreuungskosten senken. Er hat das Eidgenössische Departement des Innern beauftragt, bis im September 2015 einen Vernehmlassungsentwurf für eine befristete Gesetzesgrundlage zu erarbeiten. Kantone, Gemeinden und allenfalls Arbeitgeber, die ihr finanzielles Engagement für die familienergänzende Kinderbetreuung erhöhen, sollen vom Bund befristet unterstützt werden, damit die finanzielle Belastung der Eltern gesenkt werden kann. Der Bericht geht nun ans Parlament.
Medienberichte dazu: