Mit dem neuen Bundesprogramm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" fördert das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Angebote sprachlicher Bildung in Kitas. Es baut auf den Erfahrungen aus dem kürzlich abgeschlossenen Bundesprogramm "Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration" auf und entwickelt die dort erfolgreich erprobten Ansätze weiter. 4‘000 Kitas haben vom ersten Programm profitiert, das sich auf Kitas konzentriert hat, die überdurchschnittlich häufig von Kindern mit Migrationshintergrund und/oder aus sozial benachteiligten Familien besucht werden.
Die Teams in den Sprach-Kitas werden durch Fachkräfte verstärkt, die sie bei der alltagsintegrierten Bildung unterstützen. Das Programm finanziert dafür zusätzlich eine halbe Fachkraftstelle. Darüber hinaus begleitet eine externe Fachberatung die Kitas bei ihrer Qualitätsentwicklung.
Wer von früher Bildung spricht, spricht auch bald von Sprachförderung. Schon früh wurden deshalb in Kitas entsprechende Anstrengungen unternommen. Nicht immer mit durchschlagendem Erfolg (siehe z.B. Margrit Stamm: Frühe Sprachförderung – Was sie leistet und wie sie optimiert werden kann, Bern 2014). Es wurden Sprachstanderhebungen durchgeführt und mit fixen Förderprogrammen und Materialien gearbeitet. Von diesen punktuellen Interventionen in additiven Settings – womöglich nur bei Kindern, die es "nötig" haben – hebt sich die alltagsintegrierte sprachliche Bildung ab. Sprache wird hier als Querschnittsaufgabe der pädagogischen Arbeit verstanden und betrifft alle Kinder. Somit ist die alltagsintegrierte Sprachbildung auch immer eine inklusive Sprachbildung. Sollte bei einem Kind eine intensivere zusätzliche Sprachförderung nötig sein, so wird diese im Rahmen der alltagsintegrierten Sprachbildung erfolgen.
Eine Broschüre des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen beschreibt alltagsintegrierte Sprachbildung so: Die Sprachbildung, die im pädagogischen Alltag stattfindet, orientiert sich an individuellen Sprachentwicklungsverläufen. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen den Bildungsprozess eines jeden Kindes bereits in umfassender Weise. Sie greifen vielfältige Situationen im Alltag auf und stellen eine sprachanregende Umgebung bereit. Bei der Auswahl der Themen und Angebote orientieren sie sich an den Lebenswelten und den individuellen Interessen der Kinder. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, dass sie sich ihrer Rolle als wichtiges Sprachvorbild bewusst sind und jedes Kind ausgehend von seinen individuellen Sprachkompetenzen in seiner weiteren sprachlichen Entwicklung unterstützen (S. 7ff).
Mit der frühen sprachlichen Bildung zielen die Sprach-Kitas auf zwei weitere Themenbereiche: Durch Nutzung des Potenzials an Sprachanlässen fördern Sprach-Kitas die inklusive Bildung. Kinder werden ermutigt, ihre eigene Identität zu entdecken, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder gemeinsame Regeln zu vereinbaren. Sprach-Kitas fördern die Zusammenarbeit mit Eltern, da diese unerlässlich ist für die Förderung der Sprachentwicklung.