In der Schweiz sind gemäss Bundesamt für Statistik zwischen 7 und 8 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen und zwischen 13 und 14 Prozent armutsgefährdet. Besonders gefährdet sind Kinder aus armutsbetroffenen Familien, Alleinerziehende, Jugendliche und Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Eine frühe Förderung von Kindern und die Unterstützung von armutsbetroffenen Familien, gelungene Übergänge in Ausbildung und Berufsleben oder die Nachqualifizierung von Personen in prekären Arbeitsverhältnissen gelten als wichtige Massnahmen der Armutsprävention. Organisiert durch das Nationale Programm gegen Armut haben sich rund 100 Vertreter von Kantonen, Städten und Gemeinden zu einer Fachtagung getroffen, um sich über innovative Ansätze auszutauschen, sie schweizweit bekannt zu machen und neue Impulse für Massnahmen in der Armutsbekämpfung zu geben.
Innovative Projekte
Im Fokus der Tagung standen 10 Projekte aus Kantonen, Städten oder Gemeinden. Sie wurden im Rahmen einer Forschungsstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag des Nationalen Programms gegen Armut identifiziert und untersucht. Innovative Projekte gehen neue Wege in der Armutsbekämpfung: Sie fokussieren auf die Prävention und wenden neue Lösungsansätze an, konzentrieren sich auf noch nicht bearbeitete armutsrelevante Problemstellungen mit bislang wenig beachteten Zielgruppen. So wurde beispielsweise mit dem Projekt «Fribourg pour tous» eine Anlaufstelle für die Bevölkerung des Kantons Fribourgs geschaffen, die alle Informationen zu den Themen Familie, Soziales, Arbeit, Gesundheit oder Integration bündelt. Die Hilfesuchenden werden entsprechend ihrer Situation über Unterstützungsleistungen beraten und bei Bedarf an weiterführende Angebote vermittelt. Das in der Deutschschweiz umgesetzte Projekt «Ping pong» ist auf die Zusammenarbeit von Familien und Betreuungsinstitutionen ausgerichtet. Familien mit wenig Ressourcen sollen darin unterstützt werden, ihre Kinder zu fördern und ihnen eine anregende Lernumgebung zu bieten. Im Rahmen des Projektes «Gewerbe trägt Verantwortung» arbeiten Unternehmen in der Region Biel mit den Sozialdiensten zusammen und bieten Praktikumsplätze für Sozialhilfebeziehende an, um deren (Wieder-)Einstieg in die Berufswelt zu fördern.
Erfahrungen sammeln, Wissen teilen
Die Fachtagung wurde im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut durchgeführt und vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) in Zusammenarbeit mit der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK), der Städteinitiative Sozialpolitik des Schweizerischen Städteverbands (SI Sozialpolitik SSV) sowie dem Schweizer Gemeindeverband (SGV) organisiert. Mit der Tagung wird das Ziel verfolgt, das bei den Akteuren der Armutsbekämpfung vorhandene Wissen über spezifische Massnahmen und deren Erfolgsbedingungen zu erschliessen und so den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Gemeinden, Städten und Kantonen zu fördern.
Quelle: Medienmitteilung Bundesamt für Sozialversicherungen, 25.01.2016