Maternity Care, also die konstante Begleitung und Betreuung von Müttern, Vätern und Kindern von der Schwangerschaft bis zum Beginn des zweiten Lebensjahres, ist in der Schweiz nur sehr punktuell etabliert.
Als potentielle Probleme werden wechselnde Betreuungspersonen, Zeit- und Ressourcenknappheit des Personals sowie widersprüchliche Informationen von unterschiedlichen Fachpersonen und ungenügende psychosoziale Versorgung im aktuellen Versorgungssystem genannt. Zudem sind Mütter oftmals zu wenig über die Angebote informiert. Dabei wäre eine kontinuierliche und kohärente Betreuung wichtig und führt unter anderem zu geringerer Depressivität der Mütter. Auch die Rolle der Väter ist zentral. Engagieren sich die Väter im Familienalltag, tragen sie damit zum mütterlichen Wohlbefinden und zur Prävention von Depressionen bei.
Kriterium 3 Flächendeckende nachgeburtliche Betreuung für alle Familien
Auf der Ebene der Ausgestaltung der Angebote gilt es, sozial benachteiligte Familien (Mütter und Väter) mit Neugeborenen nach der Geburt flächendecken zu erreichen, zu begleiten und mit Follow-up-Angeboten zu unterstützten.
Indikatoren dafür sind:
- Gute Vorbereitung: Die involvierten Einrichtungen sowie die Hebammen und anderen Fachpersonen bereiten die Mütter praktisch-organisatorisch und psychologisch auf die Zeit mit dem Baby vor. Hierzu gehören auch durch Hebammen organisierte Hausbesuche.
- Konstante Begleitung: Die Begleitung erfolgt durch eine Bezugshebamme oder durch konstante interdisziplinäre Teams, welche idealerweise bereits die Schwangerschaft und die Geburt begleitet haben.
- Wochenbett: Die Begleitung im Wochenbett ist gewährleistet. So können die Bedürfnisse nach psychosozialer Fürsorge, Information und Verarbeitung des Geburtserlebens erfüllt werden. Die Beziehungsqualität zwischen der Mutter und der Fachperson ist dank Kontinuität gewährleistet.
- Rolle der Väter: Die Angebote beziehen die Väter mit ein um diese auf ihre wichtige unterstützende Rolle vorzubereiten und sie zu begleiten.
- Informationsfluss: Der Informationsfluss zwischen Ärztinnen und Ärzten, Hebammen und Mütter- und Väterberaterinnen ist im Rahmen der kantonalen Datenschutzbestimmungen gewährleistet.
Kriterium 4 Psychosoziale Belastungen erkennen
Auf Ebene der Fachpersonen (Hebammen, Pflegende, Mütter- und Väterberaterinnen) gilt es sicherzustellen, dass diese in benachteiligungsspezifischen Fragen kompetent sind.
Indikatoren dafür sind:
- Wahrnehmung des Verhaltens des Babys: Fachpersonen verfügen über die notwendige Ausbildung und die Kompetenzen um das Verhalten des Babys sowie die Interaktion der Eltern mit dem Baby wahrzunehmen.
- Wahrnehmung von Stress- und Erschöpfungssymptomen der Eltern: Fachpersonen verfügen über die notwendige Ausbildung und die Kompetenzen in der Wahrnehmung, Intervention und Prävention von Stress- und Erschöpfungssymptomen der Eltern.
- Stillberatung: Fachpersonen berücksichtigen in der Stillberatung psychosoziale Einflussfaktoren wie z.B. emotionale Belastungen oder Stress.
- Aufbau und Pflege sozialer Netze: Fachpersonen unterstützen die Familien, ihre sozialen Netze aufzubauen und zu pflegen sowie weiterführende Angebote der frühen Förderung zu besuchen.
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