Kanton Bern: Tagesfamilien sollen weniger Geld erhalten

Dahinter steckt das politische Ziel, Schulkinder in erster Linie in Tagesschulen zu betreuen. Kitas und Tageseltern sollen vor allem Kinder im Vorschulalter betreuuen. 2015 wurden aber mehr als ein Drittel der subventionierten Betreuungsstunden bei Tagesfamilien von Kindern im Schulalter genutzt. Dadurch fehlten gemäss Regierungsrat dringend nötige Plätze für Vorschulkinder.

Der Verband Bernischer Tageselternvereine (VBT) sieht diesen Entscheid als Rückschritt in der Kinderbetreuung an. In einem Factsheet weist er darauf hin, dass Tagesfamilien ein flexibles, bedarfsorientiertes und kostengünstiges Betreuungsangebot bieten. In Gemeinden, wo es kein ausreichendes Tagesschulangebot gibt, seien Tagesfamilien eine ideale Lösung und deshalb zu fördern. Auch für Eltern mit Schicht- oder Wochenendarbeitszeiten biete sich das Tagesfamilien-Modell an.

Auch auf politischer Ebene hat der Entscheid des Regierungsrats zu Reaktionen geführt. Am 23.01.2017 reichte die SP-Grossrätin Gabi Schönenberger eine Motion ein, in der sie verlangt, dass der Regierungsrat auf die Anpassung des Betreuungsfaktors verzichtet. Sollte diese Forderung im Parlament keine Mehrheit finden, soll zumindest die Umsetzungsfrist so verlängert werden, dass die Umsetzung für die Tageselternvereine überhaupt tragbar und möglich ist.

Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat die Ablehnung beider Ziffern der Motion. Er empfiehlt, erst einmal zu beobachten, wie sich die Anpassung auswirke. Mit der Einführung von Betreuungsgutscheinen per 2019 werde sich die Lage nochmals verändern. Dann könnten allenfalls nötige Korrekturen vorgenommen werden.

Der Grosse Rat behandelt das Geschäft in seiner Märzsession (20.-30.03.2017).


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