Die Kantonale Arbeitsmarktkommission (KAMKO) hat eine neue Praxis beschlossen, nach der Praktika in Kindertagesstätten nur länger als sechs Monate dauern dürfen, wenn die Institution einen anschliessenden Ausbildungsplatz garantiert. Damit will die KAMKO die Ausnutzung Jugendlicher als billige Arbeitskräfte unterbinden.
Wer sich zur Fachperson Betreuung ausbilden lässt, hat in neun von zehn Fällen ein Praktikum absolviert. Die Praktika dauern in der Regel ein Jahr und werden mit einem Monatslohn von 1000 Franken entlöhnt. Die KAMKO geht davon aus, dass viele dieser "Praktika" eigentlich Arbeitsverhältnisse sind, die zu "orts- und branchenüblichen Löhnen" bezahlt werden müssten.
Die Kommission hat daher eine neue Regelung beschlossen: Einführungspraktika dürfen maximal sechs Monate dauern, wenn der Betrieb den PraktikantInnen nicht einen anschliessenden Ausbildungsplatz zusagt. Sichert der Betrieb einen anschliessenden Ausbildungsplatz verbindlich zu, so kann das Praktikum im gegenseitigen Einverständnis erneut um maximal ein halbes Jahr bis zum Ausbildungsbeginn verlängert werden.
Wird den im Praktikumsverhältnis angestellten Mitarbeitenden jedoch kein Ausbildungsvertrag vorgelegt und wird das Arbeitsverhältnis dennoch nach sechs Monaten weiter vorgesetzt, so sind diese mit dem Mindestlohn für Ungelernte in der Höhe von 3000.- Franken zu bezahlen. Mit der neuen Regelung soll verhindert werden, dass Betriebe Einführungspraktika anbieten, ohne eine anschliessende Ausbildungsmöglichkeit vorzusehen.
Die neue Praxis soll ab August 2017 in Kraft treten. Die ersten Kontrollen in den Kitas sind ab Frühling 2018 vorgesehen. Viele Kitas haben die Praktikumsverträge ab August dieses Jahres bereits abgeschlossen und fürchten nun die finanziellen Auswirkungen der neuen Praxis. Diesen Bedenken kommt die KAMKO zumindest teilweise entgegen: "Es ist nicht die Absicht, dass bereits abgeschlossene Verträge gekündigt oder geändert werden."
Städtische Kitas sind gemäss Alex Haller, Leiter des städtischen Jugendamtes, nicht betroffen, da diese keine Praktika ohne qualifizierende Ausbildung mehr anbieten. Das Jugendamt sieht darin nämlich einen Missbrauch von PraktikantInnen als Arbeitskräfte und begrüsst daher die neue Praxis der KAMKO.
Das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz setzt sich mit dem Appell für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung für Fachkräfte in der frühen Kindheit ein und fordert Anerkennung und faire Arbeitsbedingungen.
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