Die Kosten für Betreuungs- und Förderangebote machen 51% der Gesamtkosten von 2,7 Milliarden Franken pro Jahr aus, die Massnahmen im Bereich der familienfreundlichen Arbeitsbedingungen 48%. Das stellt die Jacobs Foundation gemeinsam mit dem Forschungsinstitut INFRAS in der Studie "Kosten und Nutzen einer Politik der frühen Kindheit in der Schweiz" fest.
INFRAS schätzt die Kosten der untersuchten Massnahmen für das Jahr 2015 (Status Quo) auf rund 2,7 Milliarden Franken pro Jahr. Untersucht wurden die drei Bereiche Betreuungs- und Förderangebote für Kinder im Vorschulalter, Unterstützungsmassnahmen für bestimmte Gruppen (z.B. Familien mit Migrationshintergrund) sowie familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Neben den Betreuungs- und Förderangeboten (51%) und den familienfreundlichen Arbeitsbedingungen (48%) fällt der Kostenanteil der Unterstützungsmassnahmen für bestimmte Gruppen vergleichsweise tief aus. Aufgrund ihrer geringen Verbreitung beträgt ihr Anteil heute erst rund 1% der Gesamtkosten.
Diesen Kosten steht gemäss dem Bericht ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Nutzen gegenüber:
Bei den Familien:
- stärkere Arbeitsmarktpartizipation insbesondere der Mütter
- Schulerfolg und Arbeitsmarktchancen verbessern und dadurch ein höheres Einkommen erzielen
Bei den Unternehmen:
- Mehr Frauen kehren nach der Geburt wieder an den Arbeitsplatz zurück und reduzieren ihr Pensum weniger stark
- Einsparungen bei Personalwiederbeschaffungskosten
- Zufriedenere, motiviertere und produktivere Mitarbeitende dank familienfreundlichen Massnahmen
- Besser ausgebildetes inländisches Arbeitskräfteangebot wirkt Fachkräftemangel entgegen
Bei der öffentlichen Hand:
- Höhere Steuereinnahmen
- Mittel- und langfristig geringere Ausgaben im Sozial- und Bildungswesen
- Einsparungen im Bildungs- (weniger Stütz- und Fördermassnahmen) oder im Justizsystem (weniger straffällige Jugendliche und Erwachsene)
Die Studie geht von einer klar positiven Kosten-Nutzen-Bilanz aus und fordert deshalb einen Ausbau in der Frühen Intervention und bei Fördermassnahmen.
Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz regelmässig schlecht ab, wenn es um das familienergänzende Betreuungsangebot geht. Auch beim Elternurlaub ist die Schweiz mit einem bloss 14-wöchigen bezahlten Mutterschaftsurlaub im europäischen Vergleich eine Ausnahme. Die Studie ortet deshalb in fast allen untersuchten Massnahmen einen Ausbaubedarf.
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