Der Forschungsbericht des Bundes empfiehlt eine präventiv ausgerichtete Politik, um Armut effektiv vorzubeugen und zu bekämpfen. Um die Situation von Familien langfristig zu verbessern, sollten Präventionsmassnahmen Eltern bei ihren Erziehungs- und Betreuungsaufgaben unterstützen. Gleichzeitig erhöhen Fördermassnahmen für Kinder ab einem frühen Alter die Chancen auf einen positiven Entwicklungs- und Bildungsverlauf.
Alleinerziehende Eltern und kinderreiche Familien sind in der Schweiz besonders oft von Armut betroffen. Städte und Gemeinden sind direkt mit der Situation von armutsbetroffenen Menschen konfrontiert und müssen darauf reagieren. Sie begegnen Familienarmut mit sehr unterschiedlichen monetären und nicht-monetären Angeboten. Organisatorisch und finanziell tragen Städte und Gemeinden heute einen wesentlichen Teil dieser Massnahmen.
Von den Gemeinden als besonders wirksam und wirtschaftlich eingeschätzt werden Massnahmen, die direkt mit Kindern arbeiten:
- Gut ausgebaute und subventionierte Kinderbetreuungsstrukturen (Zürich, Genf, Lausanne, Lugano, Biel, La Chaux-de-Fonds, Olten, Herisau)
- Frühe (Sprach)-förderung (Zürich, Basel, Biel, Wil, Olten, Kriens, Dietikon)
- Sport- und Freizeitangebote sowie offene Jugendarbeit für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien (Zürich, Genf, Biel, Wil, Herisau)
- Mütter- und Väterberatung für benachteiligte Familien (Wil, Glarus Nord)
Ein Beispiel guter Praxis aus dem Kanton Tessin zeigt, dass dort Kinder bereits mit drei Jahren freiwillig in den Kindergarten können. Ab dem Alter von drei Jahren besteht so eine kostenlose frühe Förderung von garantierter Qualität. Das Kind kann die Besuchszeiten gemäss seiner Entwicklung langsam ausbauen. Erfahrungsgemäss besucht eine deutliche Mehrheit der Dreijährigen gegen Ende des Schuljahres den Kindergarten während des ganzen Tages. Diese Zeit nutzen viele Eltern für eine Erwerbstätigkeit. Der Kindergarten ab drei Jahren bietet ihnen eine massive finanzielle Entlastung im Gegensatz zu einer Betreuung in Kinderkrippen. Ein weiterer Vorteil des Angebots ist, dass fast alle Familien das Angebot nutzen und es sich nicht um eine Spezialmassnahme für sozial benachteiligte Familien handelt. Dies fördert die soziale Durchmischung und wirkt der Tendenz entgegen, dass Kinder mit schwierigen Rahmenbedingungen unter sich bleiben.
Weitere Beispiele guter Praxis aus den verschiedenen Gemeinden gibt es im Forschungsbericht. Die Studie wurde im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut lanciert.
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