Arbeitgeberverband fordert mehr öffentliche Gelder für familienergänzende Kinderbetreuung

Wie lässt sich das in der Schweiz vorhandene Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften besser ausschöpfen? Für den Schweizerischen Arbeitgeberverband ist klar, dass hierfür eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nötig ist, und dass insbesondere qualitativ hochstehende und bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung gefördert werden muss.

Der Arbeitgeberverband ist überzeugt, dass viele gut ausgebildete Mütter, die nur ein kleines Pensum haben oder gar nicht arbeiten, mehr arbeiten würden, wenn sie eine bezahlbare und gute Lösung für die Drittbetreuung ihres Kindes hätten. Auch Väter sind vereinzelt von dieser Problematik betroffen.

Darum soll nun der Bund aktiv werden, wie Simon Wey, Arbeitsmarktökonom und Dossier-Verantwortlicher des Arbeitgeberverbands, anfangs August in einem Interview sagte: "Das Kinderbetreuungs-Angebot in der Schweiz ist nachweislich ungenügend – und vor allem zu teuer. Warum sollten Mütter ihr Pensum auch erhöhen, wenn der Krippenplatz für das Kind den zusätzlichen Lohn gerade wieder wegfrisst? Der Staat muss bei der Bereitstellung von qualitativ und finanziell attraktiven Krippen und Tagesschulen endlich vorwärts machen!"

Insbesondere wenn eine Familie aufgrund der Erwerbstätigkeit beider Eltern nicht nur eines, sondern mehrere Kinder fremdbetreuen lassen möchte, wird es für die Eltern teuer. Zum Beispiel zeigte eine gemeinsame Analyse der statistischen Ämter der Kantone Tessin und Waadt letztes Jahr auf, dass es für Mütter mit mehreren Kindern heute mehr denn je schwieriger wird, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Kinderbetreuungsstrukturen ist ein Faktor, der diesen faktischen Zugang von Müttern zum Arbeitsmarkt prägt. Diesbezügliche Ungleichheiten bestehen in der Schweiz auch, da die Finanzierung und Bereitstellung von familienergänzender Kinderbetreuung in allen Kantonen und vielfach auch auf Gemeindeebene sehr unterschiedlich gehandhabt werden.

Bereits im Herbst 2017 hatte der Arbeitgeberverband die öffentliche Hand aufgefordert, endlich mehr Geld in den Ausbau von Krippen- und Tagesschulplätzen zu investieren, und hatte ein entsprechendes Positionspapier unter dem Titel "Qualitativ gute Drittbetreuungsangebote für Kinder: Eine Win-win-Situation für alle beteiligten Akteure" publiziert.

Damit das Anliegen, ein bezahlbares und qualitativ hochstehendes Betreuungsangebot in der Schweiz auszubauen, Chancen hat, braucht es politische Entscheidungsträgerinnen und -träger aller Parteien, die diese Forderung stützen. Vertretende des bürgerlichen Lagers stellen sich jedoch bisher gegen ein staatliches Angreifen bei diesem Thema, wie auch ein aktueller 10vor10-Beitrag zeigt.

Der Arbeitgeberverband arbeitet darum darauf hin, politische Allianzen zu schmieden, damit sich die Situation betreffend bezahlbarer Kinderbetreuungsangebote in der Schweiz künftig ändert. Im November findet ein erstes Austauschtreffen statt, zu dem sich bisher – ausser aus der SVP – Vertretende aller Parteien angemeldet haben.

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