Das Unterziel 4.2 der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen (UN) soll sicherstellen, dass bis 2030 alle Kinder Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Erziehung, Betreuung und Vorschulbildung erhalten, damit sie auf die Grundschule vorbereitet sind. Der neue Artikel von OMEP Schweiz untersucht die Rolle von Schweizer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Umsetzung dieses Unterziels und zeigt auf, dass vielen NGOs dieses Unterziel unbekannt ist. Trotzdem sehen sie ihre Rolle in der direkten Umsetzung des Unterziels und schätzen die Bedeutung des Unterziels als sehr hoch ein.
Das Unterziel 4.2 der SDGs lautet: "Bis 2030 sicherstellen, dass alle Mädchen und Jungen Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Erziehung, Betreuung und Vorschulbildung erhalten, damit sie auf die Grundschule vorbereitet sind.“ 2015 haben sich die Mitgliedsländer der UN, darunter auch die Schweiz, für die Agenda 2030 ausgesprochen und sich bereit erklärt, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 umzusetzen. An der Umsetzung sind nicht nur staatliche Akteure beteiligt, sondern auch zivilgesellschaftliche. Um die Rolle von NGOs im Umsetzungsprozess des Unterziels 4.2 zu beleuchten, hat OMEP Schweiz, mit Unterstützung der Schweizerischen UNESCO-Kommission eine Umfrage unter Schweizer NGOs durchgeführt. Dabei wurden folgende Fragen beleuchtet:
- Wie gut kennen Schweizer NGOs die SDGs, die Agenda 2030 und das Unterziel 4.2?
- Welche Akteure nehmen NGOs im Umsetzungsprozess vor allem wahr und welche Verantwortungszuschreibungen sind erkennbar?
- Was ist die Rolle der NGOs in der Umsetzung von Unterziel 4.2 in der Schweiz?
- Welche Herausforderungen identifizieren NGOs in der Umsetzung des Unterziels 4.2?
Die Antworten der 46 NGOs, die an der Umfrage teilgenommen haben, wurden ausgewertet und Unterschiede zwischen der Deutsch- und der Westschweiz herausgearbeitet.
Kenntnisse um die SDGs, die Agenda 2030 und das Unterziel 4.2
- 43% der teilnehmenden NGOs kennen die SDGs der UN und 57% kennen das Unterziel 4.2. In der Deutschschweiz ist dieser Anteil bedeutend höher als in der Westschweiz. Dieser Unterschied könnte allerdings dadurch erklärt werden, dass in der Westschweiz mehr Kitas (weniger Kontakt zu Prozessen auf UN-Ebene) und in der Deutschschweiz mehr national oder kantonal tätige Organisationen teilgenommen haben.
Wahrnehmung verschiedener Akteure in der Umsetzung von Unterziel 4.2
Wahrnehmung der eigenen Rolle in der Umsetzung von Unterziel 4.2
- Gemäss der Studie "NGO mobilisation around the SDGs" von Elisabeth Hege und Damien Demailly des "Institut du développement durable et des relations internationales" (IDDRI) in Paris, können NGOs in der Umsetzung der SDGs unterschiedliche Rollen einnehmen. In der Umfrage von OMEP Schweiz nannten die NGOs vor allem die Rolle der „direkten Umsetzung“ durch Projekte und Aktivitäten sowie Advocacy-Arbeit, um nationale und kantonale Behörden zur Verantwortung zu ziehen. Nur in einzelnen Fällen hat die Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, und im Spezifischen des Unterziels 4.2, zur Aufnahme dieser in die Strategie oder das Leitbild der Organisation geführt.
Herausforderungen in der Umsetzung des Unterziels 4.2
- Bezüglich der Herausforderungen, die NGOs in der Umsetzung des Unterziels in der Schweiz wahrnehmen, gibt es einen klaren Konsens. Folgende drei Bereiche wurden genannt:
- Finanzierung von Angeboten der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE)
- Qualität der FBBE-Angebote
- Nationale Koordination und Strategie
Basierend auf den Ergebnissen kommt die Studie unter anderem zum Schluss, dass NGOs das Unterziel 4.2 der SDGs als Advocacy-Instrument nutzen können, um finanziell tragbare, qualitativ hochstehende und koordinierte Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung zu fördern und um ihren Forderungen noch mehr Legitimation zu verschaffen.
Im diesen Juni erschienenen Länderbericht der Schweiz zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN wird das Unterziel 4.2 nur nebensächlich behandelt. Das Bildungsziel 4 und das Unterziel 4.2 haben aber eine verstärkende Wirkung auf andere Entwicklungsziele, beispielsweise auf die Armutsbekämpfung, Gesundheitsförderung und Gleichberechtigung. Insofern ist es von grosser Bedeutung, dass sich NGOs für die Umsetzung des Unterziels 4.2 mobilisieren und kantonalen und nationalen Behörden die Wichtigkeit des Unterziels 4.2 für eine gesamtgesellschaftliche nachhaltige Entwicklung aufzeigen.
Weitere Ergebnisse und detaillierte Resultate der Umfrage können hier (Dokument auf Englisch) eingesehen werden.
Weitere Informationen: