Im Laufe seines Lebens lernt der Mensch immer wieder Neues, um sich an Veränderungen in seinem Umfeld anzupassen. Wie sich das Gehirn eines Menschen als Reaktion auf diese neuen Erfahrungen verändern kann, wird als „Gehirnplastizität“ bezeichnet. Grosse Veränderungen im Gehirn bringen vor allem Erfahrungen in der Kindheit mit sich. Gerade im frühen Kindheitsalter können daher pädagogische Interventionen, zum Beispiel zum Erlernen oder Üben neuer motorischer oder sensorischer Fähigkeiten, einen grossen Effekt haben.
Die Publikation "Human Brain Plasticity: Future Research Directions and Implications for Children’s Learning and Development" (Zusammenfassung auf Deutsch verfügbar) der Jacobs Foundation zeigt den aktuellen Wissensstand zu zentralen Fragen der Neurowissenschaft auf: Kann der Mensch ein Leben lang grundlegende Fähigkeiten, z.B. Sprache, oder spezifische Fähigkeiten, z.B. das Spielen eines Instruments, erlernen? (Wie) kann die Veränderbarkeit des Gehirns beeinflusst werden?
Der Artikel beginnt mit einem Überblick über Gehirnveränderbarkeit und zeigt Beispiele auf, wie sich das Gehirn durch Erfahrungen verändert, sich an widrige Umstände anpasst oder durch Bildungserfahrungen geprägt wird. Zudem formulieren die Autorinnen künftige Forschungsrichtungen, z.B. die Erforschung altersbedingter Entwicklungen der Gehirnplastizität. Viele Fragen sind aus biologischer und neurowissenschaftlicher Sicht noch offen und müssen weiter erforscht werden.
Bereits umfassendes Wissen gibt es aber dazu, dass die hohe Veränderbarkeit des kindlichen Gehirns ab der frühen Kindheit dafür sorgt, dass Kinder viel aufnehmen und neues Erlernen können. Gleichzeitig ist das kindliche Gehirn aber auch sehr verletzlich in Bezug auf negative soziale Erfahrungen und Traumata. Dies kann lebenslange Folgen haben und muss daher frühzeitig erkannt und dem Kind Unterstützung geboten werden. Politische Programme und Angebote der frühen Kindheit sollten entsprechend diesen Erkenntnissen gestaltet werden.
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