Am 19. November 2018 organisierte das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz in Bern eine interdisziplinäre Fachtagung Frühe Kindheit, unterstützt vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), dem Staatssekretariat für Migration (SEM), dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) und der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Der Anlass war der Frage gewidmet, wie bestehende Schnittstellen zwischen Angeboten und Akteuren im Frühbereich identifiziert und die Koordination aus fachlicher Sicht gestärkt werden können. Rund 120 Teilnehmende von Fachbehörden aus Gemeinden, Kantonen und vom Bund, sowie aus zivilgesellschaftlichen Organisationen wurden auf dem BAG Campus Liebefeld zur Tagung empfangen.
Ziel der Fachtagung war es, Schnittstellen zwischen Akteuren und Angeboten im Frühbereich aufzuzeigen und Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung ihrer Koordination zu diskutieren. Sowohl die horizontale (zwischen verschiedenen Fachbereichen) als auch die vertikale (zwischen den politischen Ebenen) Koordination im Frühbereich standen an der Fachtagung im Zentrum. Das Programm bot Impuls-Referate, fachübergreifende Diskussionen im Rahmen der Dialogrunden und Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten im Rahmen der Posterausstellung zu Angeboten und Projekten im Frühbereich.
Im ersten Teil der Veranstaltung führten ReferentInnen in das Thema ein und stellten ihre Blickwinkel und Aktivitäten zum Thema Koordination im Frühbereich vor. Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der SODK, zeigte die Bestrebungen der kantonalen Direktorenkonferenzen für mehr Koordination zwischen den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung auf interkantonaler Ebene auf. Thomas Vollmer, Bereichsleiter Alter, Generationen und Gesellschaft beim BSV, zog Bilanz zum Nationalen Programm zur Prävention und Bekämpfung von Armut (NAP), aus dem im Schwerpunkt Frühe Förderung zahlreiche Grundlagen und Praxishilfen hervorgingen und die Vernetzung über föderale Ebenen hinweg gefördert wurde. Tina Hofmann, Projektleiterin Früherkennung und Frühintervention beim BAG, stellte das neu erstellte Konzept "Gesundheitsförderung und Prävention in der Frühen Kindheit" vor, das Massnahmen zur besseren Vernetzung eines familienzentrierten Angebots der Frühen Förderung und zur Verbesserung des Zugangs aller Familien zu Angeboten der Frühen Kindheit enthält. Rita Kieffer, Fachspezialistin Integration beim SEM, zeigte die Bedeutung der Frühen Förderung im Integrationsbereich auf und stellte die Kantonalen Integrationsprogramme (KIP) vor, die mit ihrer langfristigen Ausrichtung die nachhaltige Verankerung von Massnahmen der Frühen Förderung ermöglichen. Jessica De Bernardini, Projektleiterin Frühe Kindheit und Jugend bei der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, präsentierte schliesslich das Projekt "Miapas", in dem Fachverbände mit Schnittstellen zur Frühen Kindheit gesamtschweizerisch vernetzt werden sowie Empfehlungen für Fachpersonen im Frühbereich und Grundlagen für die Sensibilisierung von EntscheidungsträgerInnen für das Thema Frühe Kindheit erarbeitet werden.
Im Rahmen von zwei Dialogrunden diskutierten Vertretende der Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene sowie der Zivilgesellschaft über Handlungsbedarf und Möglichkeiten, um die Koordination zwischen den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit und Integration im Frühbereich zu stärken. Es bestand Einigkeit, dass ein koordiniertes und ganzheitliches Angebot der Bereiche Gesundheit, Soziales, Integration und Bildung im Frühbereich zentral ist, um dem Förder- und Unterstützungsbedarf der Kinder gerecht zu werden. Ein Erfolgsfaktor für die Stärkung der Koordination über Fachbereiche hinweg ist das Engagement und die Überzeugung von Schlüsselpersonen in Politik und Verwaltung. Es ist wichtig, diese für die Bedeutung eines koordinierten Angebots der Frühen Kindheit zu sensibilisieren. Die Erarbeitung von kantonalen und kommunalen Strategien für den Frühbereich ist zudem hilfreich, um der Entwicklung einer Politik der Frühen Kindheit einen steuernden Rahmen zu geben, Angebotslücken zu identifizieren und notwendige Aktivitäten klar zu benennen. In den Dialogrunden wurden auch die Zuständigkeiten der föderalen Ebenen diskutiert. Der Wunsch nach mehr Koordination und einer klaren Federführung für den Frühbereich auf Bundesebene wurde angesprochen. Heute fehlt auf Bundesebene jedoch der gesetzliche Auftrag für die systematische und langfristige Koordination im Bereich Frühe Kindheit.
Im interaktiven Programmteil konnten sich die Teilnehmenden im Rahmen einer Posterausstellung über Aktivitäten im Bereich Frühe Kindheit informieren und vernetzen. Im Foyer des BAG Campus waren insgesamt 20 Poster aus den Themenfeldern Gesundheit, Integration, Soziales und Bildung von Akteuren auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen ausgestellt. So wurden den Teilnehmenden auf übersichtliche und grafisch ansprechende Weise zahlreiche Programme, Projekte und Angebote vorgestellt.
Die Fachtagung fand im Rahmen des Projekt "Dialog und Info-Feed Frühe Kindheit" statt, mit dem das Netzwerk Kinderbetreuung den fachlichen Austausch und die Koordination zwischen Akteuren aus den Bereichen Gesundheit, Integration, Soziales und Bildung mit Schnittstellen zum Frühbereich stärken möchte. Dies geschieht über Informations-, Sensibilisierungs- und Vernetzungsarbeit. Im Website-Journal "Info-Feed Frühe Kindheit" werden regelmässig News und Hintegrundbeiträge veröffentlicht. Im Rahmen von interdisziplinären Fachtagungen wie derjenigen vom 19. November 2018 wird die Vernetzung und der Austausch gefördert. In der ersten Phase des Projekts „Dialog und Info-Feed Frühe Kindheit“, die von 2015 bis 2017 lief, leistete das Netzwerk Kinderbetreuung bereits einen Beitrag zur Umsetzung der Empfehlungen der Tripartiten Konferenz (TK) in deren Dialog "Aufwachsen – gesund ins Leben starten". In diesem Rahmen wurde im Mai 2017 bereits eine Nationale Fachtagung Frühe Kindheit durchgeführt.
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