Eine an der Universität Basel umgesetzte und vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Studie zeigt auf, dass sich junge Erwachsene oft in einem Spannungsfeld verschiedener Ansprüche bewegen, wenn es um die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie und um die Rollenverteilung im Zusammenleben geht. Die Studie untersucht die Familien- und Berufsvorstellungen noch kinderloser Frauen und Männer. Männer wollen vermehrt an der Betreuung und Erziehung der Kinder mitwirken, sehen sich aber gleichzeitig immer noch in der "Ernährer-Rolle". Frauen definieren sich vermehrt über das berufliche Engagement, fühlen sich aber nach wie vor hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung.
Unter Leitung der Professorin für Geschlechterforschung Andrea Maihofer wurde am Zentrum für Gender Studies der Universität Basel das SNF-Forschungsprojekt "Antizipierte Elternschaft und Berufstätigkeit. Zur Wechselbeziehung von Familien- und Berufsvorstellungen junger Erwachsener" durchgeführt. Das Forschungsteam ging dabei insbesondere der Frage nach, wie Vorstellungen von Familie und Beruf die Berufsverläufe von jungen Männern und Frauen beeinflussen.
Der Ergebnisbericht zur Studie zeigt auf: Für junge Männer scheint klar zu sein, dass Vater sein heutzutage bedeutet, Zeit für die Kinder zu haben und aktiv an der Betreuung und Erziehung mitzuwirken. Die Beziehung zum Kind von Geburt an ist ihnen sehr wichtig; sie wollen schon im Kleinkindalter das Aufwachsen des Kindes aktiv begleiten. Aus diesem Grund setzen sich die jungen Männer auch kritischer mit der Tatsache auseinander, dass ein Vollzeiterwerbspensum für sie nach wie vor als Norm gilt. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die berufliche Weiterentwicklung, Karriere-Möglichkeiten und ein finanziell absichernder Lohn wichtige Teile des männlichen Berufsverständnisses sind. Die Vorstellung der Väter, dass sie für das finanzielle Auskommen der Familie verantwortlich sind, besteht auch nach wie vor.
Auch für die an der Studie beteiligten Frauen ist die Erwerbsarbeit ein wichtiger Bestandteil ihres Selbstverständnisses. Daher wünschen sich diese, auch nach der Familiengründung erwerbstätig zu bleiben. Interessanterweise spielt bei den interviewten Frauen jedoch das Ziel bzw. die Aussichten eines weiteren längerfristigen Karriereaufstiegs im Gegensatz zu den interviewten Männern weniger eine Rolle. Auch auffallend ist, dass keine der interviewten Frauen die finanzielle Notwendigkeit als Grund für eine kontinuierliche Berufstätigkeit angibt; sie verstehen ihr Einkommen nach der Familiengründung wenn möglich eher als Zuverdienst. Dass die "Ernährer-Rolle" nach wie vor eher beim Partner liegt, ist Teil des Berufsverständnisses und der Normalitätserwartungen.
Die an der Studie beteiligten jungen Frauen und Männer haben also moderne Ansichten bezüglich Gleichberechtigung, berufliches Engagement und Kinderbetreuung. Gleichzeitig halten sich traditionelle Rollenmuster. Letztlich bedeutet dies vor allem, dass die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit für diese künftigen Eltern noch schwieriger wird, da sie vielfältigen und sich teilweise widersprechenden Ansprüchen – an sich selbst und an die Partnerschaft – gerecht werden müssen.
Medienberichte:
Weitere Informationen: