Frühförderung von fremdsprachigen Kindern in St. Gallen und Luzern

Der St. Galler Stadtrat bekräftigte diese Haltung in einer Antwort auf eine Interpellation: "Kinder haben deutliche bessere Chancen, einen altersgemässen sprachlichen und kognitiven Entwicklungsstand zu erreichen, wenn sie bereits im Vorkindergartenalter gefördert werden".

St. Gallen bietet dazu ein breites Angebot an Massnahmen an: Spiki-Angebote (von der Spielgruppe in den Kindergarten), die Mütter- und Väterberatung sowie das Angebot "Parents as Teachers PAT – mit Eltern lernen". Somit werden sprachliche Frühförderungsangebote im Elternhaus als auch in der Spielgruppe angeboten. Weiter wird angestrebt, Kindern auch die Erstsprache des Elternhauses beizubringen, da diese als wesentlich zur Erlangung von Sprachkompetenzen erachtet wird. Die Sprachförderungsangebote richten sich zudem an fremdsprachige Eltern, da diese für den Lernerfolg der Kinder ebenfalls als wichtig auszeichnen. Bei "Parents as Teachers PAT" handelt es sich um ein Hausbesuchsprogramm, in welchem Familien bis zu viermal monatlich durch ausgebildete ElterntrainerInnnen besucht werden. Das niederschwellige Programm unterstützt Eltern bei der Erziehung von Kindern, legt Wert auf die Integration, Sprachförderung und Vernetzung von Familien und ermöglicht eine fortlaufende Entwicklungsbeobachtung der Kinder. Damit der Zugang zu den Spielgruppen auch benachteiligten Familien ermöglicht wird, werden Spielgruppen finanziell unterstützt. Der Erfolg zeigte sich etwa in der Stadt St. Gallen. So werden die Spielgruppen auch durch fremdsprachige Kinder gut besucht, so verfügten mehr als 50 Prozent der Kinder bei Eintritt in die Spielgruppe über keine oder wenige Deutsch-Kenntnisse.

Ähnlich wird im Kanton Luzern argumentiert, der Luzerner Bildungsdirektor liess kürzlich verlauten: "Fremdsprachige Kinder müssen wir früher abholen." Damit sollen die Bildungsunterschiede bei den Kompetenzen Mathematik, Deutsch und Englisch abgebaut werden, welche laut nationalen Erhebungen auf die soziale Herkunft und unterschiedlichen Sprachkompetenzen zurückzuführen sind.

Ein Pilotprojekt ist die Spielgruppe+ in Nebikon, einer Gemeinde mit vielen fremdsprachigen Kindern. In der zweimal wöchentlich stattfindenden Spielgruppe+ wird die Sprachförderung spielerisch in das Rahmenprogramm integriert. Zusätzlich zum Angebot der Spielgruppe wird zwischen März und Juni jeweils während zehn Wochen ein Sprachkurs für fremdsprachige Kinder durchgeführt. Damit soll Kindern der Eintritt in den Kindergarten erleichtert werden. Im dreimal wöchentlichen Kurs wird der Grundwortschatz mit Spielen, Singen und Sprachübungen trainiert. Schlüsselpersonen, welche die Muttersprache der Eltern sprechen, stellen dabei den Kontakt zu betroffenen Familien her. Der Sprachkurs ist subventioniert und kostet die Eltern 100 Franken für 10 Wochen. Auch andere Luzerner Gemeinden bieten ähnliche Frühförderungsangebote an. Laut Dienstelle Volksschulbildung des Kantons Luzern besuchten rund 250 Kinder in 11 Gemeinden entsprechende Angebote. Der Kanton wird ab 2020 seine Beiträge an die Sprachförderung verdoppeln und trägt damit – nach Abzug der Elternbeiträge – 50 Prozent der Kosten. Der Elternbeitrag liegt damit zukünftig zwischen 30 und 40 Prozent, zuvor wurde er zwischen 25 und 50 Prozent festgesetzt. Hierdurch wird auch eine Angleichung der Beteiligungssätze in den verschiedenen Gemeinden angestrebt. Weiter werden neu private Kitas finanziell unterstützt, die über frühe Sprachförderungsangebote und entsprechend qualifiziertes Personal verfügen. Das kantonale Gesetz über die Volksschulbildung sieht dabei vor, dass Gemeinden Kinder mit unzureichenden Sprachkenntnissen verpflichten können, an entsprechenden Förderangeboten teilzunehmen.

Medienberichte:
Tagblatt, Kinder lernen spielend Deutsch: Deshalb soll Sprachförderung in der Stadt St. Gallen möglichst früh stattfinden, 3.10.2019
Luzerner Zeitung, Integration fremdsprachiger Kinder: Frühe Sprachförderung zahlt sich aus, 1.10.2019