Stellungnahme des Netzwerks Kinderbetreuung Schweiz zur aktuellen Lage der schul- und familienergänzenden Kinderbetreuung

Massnahmen zur Bewältigung der kurzfristigen Krise

Die Überlegung, die Kinderbetreuungseinrichtungen während der aktuellen Krise offen zu halten, ist nachvollziehbar. Unverständlich ist aber, dass die Einrichtungen mit der Umsetzung und der Finanzierung vom Bund alleine gelassen wurden. Die Verantwortung für die Umsetzung liegt nun bei Kantonen und Gemeinden und erfolgt dementsprechend uneinheitlich. Die Unsicherheit für die mehrheitlich privaten Einrichtungen ist gross. Dies ausgerechnet in einer Branche, die mit minimalen Budgets auskommen muss und die durch das bisherige Finanzierungssystem nicht in der Lage war, Reserven anzulegen. Ohne rasche Massnahmen droht mit der Kündigung von Betreuungsplätzen, aber auch von Arbeitsstellen, ein massiver Einbruch bei der Zahl der Betreuungsplätze.

Darauf haben bereits die Verbände kibesuisse und VPOD sowie die Eidgenössische Kommission für Familienfragen EKFF hingewiesen. Das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz unterstützt die Stellungnahme der EKFF und empfiehlt, die gemeinsame Petition von kibesuisse und VPOD zu unterschreiben.

Zur Petition VPOD und kibesuisse: «Keine Betreuungskrise nach der Coronakrise»
Zur Stellungnahme EKFF: «Corona-Krise gefährdet Vorschulbetreuung – Politik und Behörden müssen handeln»
Zur gemeinsamen Medienmitteilung der Koalition für Kinderbetreuung: «Kinderbetreuung als zentrales Element der Ausstiegsstrategie»




Massnahmen zur Bewältigung der langfristigen Krise

Die derzeitige Ausnahmesituation akzentuiert ein grundsätzliches strukturelles und finanzielles Problem, welches der institutionellen Kinderbetreuung schon vor der Krise zu schaffen machte.

Die familienergänzende Kinderbetreuung ist von ihrer Bedeutung her immer mehr zum Service Public geworden, der eine wichtige Aufgabe im Dienst der betreuten Kinder aber auch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfüllt. Die institutionelle Kinderbetreuung ist ein unverzichtbares pädagogisches Angebot für die Gesellschaft geworden. Dafür wurde sie aber weder mit einem Auftrag, den erforderlichen Qualitätsvorgaben noch mit angemessenen Finanzen ausgestattet. Im Gegenteil, das Finanzierungssystem hat in den letzten Jahren diejenigen Anbieter begünstigt, die ihre Dienste mit einer Orientierung am absoluten Minimum der gesetzlichen Vorgaben ausgerichtet haben. Das hat sich auch auf die pädagogische Qualität in der Kinderbetreuung ausgewirkt, die seit einigen Jahren einen stetigen Abbau erfährt. Die Medienberichterstattung, die seit dem Dezember 2019 immer wieder auf Missstände hingewiesen hat, zeigt nur einen Teil des wahren Ausmasses des Problems, unter dem viele Einrichtungen leiden, die sich für eine qualitativ gute Kinderbetreuung engagieren.

Das Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz ist in der aktuellen Lage nicht nur besorgt über die akute finanzielle Gefährdung der schul- und familienergänzenden Kinderbetreuung, sondern auch über den laufenden Abbau der pädagogischen Qualität und seine negative Auswirkung auf die Entwicklung der betreuten Kinder, das Vertrauen der Eltern, aber auch auf eine Gesellschaft, deren wichtigste Ressource eine Bildung, Betreuung und Erziehung ist, welche allen Kindern eine gesunde Entwicklung ermöglicht.

Das Netzwerk Kinderbetreuung hat dazu eine Resolution verfasst, die die Grundpfeiler eines Systems, welches der Bedeutung der institutionellen Kinderbetreuung gerecht wird, beschreibt.

Zur Resolution des Netzwerks Kinderbetreuung Schweiz

Stellungnahme des Netzwerks Kinderbetreuung Schweiz zur aktuellen Lage der schul- und familienergänzenden Kinderbetreuung