Im Rahmen der Studie wurden dem «Referenzszenario», der Fortsetzung des gegenwärtig bestehenden Angebots im Frühbereich und deren heutigen Finanzierung, insgesamt drei Ausbauszenarien gegenübergestellt. Für die verschiedenen Szenarien wurden jeweils die Kosten und Nutzen simuliert.
Das «Investitionsszenario» wird im Rahmen der Studie durch zwei zusätzliche Ausbauszenarien – «Szenario Qualitätsausbau» und «Szenario Förderprogramm Benachteiligte» – ergänzt. Alle drei Ausbauszenarien basieren auf der Annahme, dass die zusätzlichen Investitionen hälftig mittels Staatsverschuldung und Erhöhung der Einkommensteuer getragen werden.
Dass der Studie zugrundeliegende Investitionsprogramm, welches über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich 21'000 zusätzliche Betreuungsplätze in Kitas und Tagesfamilien bei gleichzeitiger Reduktion der Elternbeiträge für alle Betreuungsplätze schafft, kostet den Staat rund CHF 794 Millionen pro Jahr. Die Entlastung der elterlichen Bezugspersonen von Betreuungsaufgaben führt zu einer Aufnahme oder Erweiterung der Erwerbstätigkeit, insbesondere bei Müttern. Das Arbeitsvolumen steigt aufgrund der zeitlichen Entlastung der Betreuungsperson pro zusätzlich geschaffenem Betreuungsplatz um 46 Prozent einer Vollzeitbeschäftigung. Das potentielle Arbeitsvolumen nimmt um rund 9'700 Vollzeitstellen zu. Die ausgebaute Erwerbstätigkeit der Eltern erhöht nicht nur deren Einkommen und Humankapital, sondern steigert die Produktivität und Wachstum der Volkswirtschaft.Im Rahmen der familienergänzenden Kinderbetreuung können Kinder im Vorschulalter ihre Kompetenzen und Fähigkeiten auf- und ausbauen. Die frühkindliche Entwicklung wird im Rahmen der Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gefördert und gestärkt. Das individuelle Kompetenzniveau wird dadurch erhöht. Eine qualifizierte frühkindliche Betreuung begünstigt ferner eine Verbesserung der schulischen Leistungen und des Bildungsabschlusses. Der positive Einfluss guter Betreuung im Frühbereich auf verschiedene gesundheitsrelevante Faktoren führt zu einer Senkung der Gesundheits- und Sozialkosten. So wird u.a. davon ausgegangen, dass der Besuch eines Angebots im Frühbereich zu einem späteren Einkommensanstieg von durchschnittlich 3.8 Prozent pro Jahr führt. Die zusätzlichen Investitionskosten für den Ausbau des familienergänzenden Betreuungsangebots und die verstärkte Subventionierung der Betreuungsplätze führt kurzfristig zu einem Defizit, doch bereits mittelfristig können die Staatsfinanzen von zusätzlichen Steuereinnahmen und der wirtschaftlichen Dynamik profitieren.
Die Qualität der Angebote im Frühbereich ist von besonderer Bedeutung. Denn je höher die Betreuungsqualität, desto besser wird das Kind in seiner Entwicklung gefördert. Investitionen in die Qualität der Betreuung – so zeigt das ergänzende Ausbauszenario «Szenario Qualitätsausbau» – steigern den Nutzen der familienergänzenden Betreuung für die Kinder und können langfristig die volkswirtschaftlichen Effekte fast verdoppeln. Das Bruttoinlandprodukt kann bei zusätzlichen Investitionen in die Qualität in der Höhe von jährlich CHF 535 Millionen von CHF 3.4 auf CHF 6.5 Milliarden pro Jahr ansteigen.
Benachteiligte Kinder profitieren von der frühen Förderung überdurchschnittlich. Die zusätzlichen Investitionen in ein Förderprogramm für benachteiligte Kinder kosten die öffentliche Hand CHF 160 Mio. pro Jahr. Die gezielte Unterstützung von 10 Prozent der besonders benachteiligten Kinder mittels eines begleitenden Förderprogramms erhöht langfristig das Bruttoinlandprodukt um CHF 1.5 Mrd., konkret von CHF 3.4 auf CHF 4.9 Milliarden.
Die Studie zeigt, dass der Ausbau von Angeboten im Frühbereich auch für die Volkswirtschaft vom Nutzen ist.
Weitere Publikationen im Rahmen der Forschungsagenda der Jacobs Foundation zur frühen Kindheit in der Schweiz
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