Armut und Existenzsicherung von Familien

27.10.2020 - Gesellschaft, Info-Feed Frühe Kindheit

Im Jahr 2018 waren in der Schweiz rund 660'000 Menschen von Einkommensarmut betroffen, davon 144'000 Kinder. Gemäss der UNICEF Studie «Worlds of Influence: Understanding what shapes child well-being in rich countries» leben in der Schweiz rund 19% der Kinder in Haushalten mit einem Einkommen, welches unter 60% des nationalen Medianeinkommens liegt. Dies bedeutet, dass fast jedes fünfte Kind in der Schweiz armutsgefährdet ist. Die Corona-Pandemie droht diese Situation zudem weiter zu verschärfen. Im Rahmen des kürzlich erschienenen Policy Brief befasst sich die Eidgenössische Kommission für Familienfragen EKFF mit der «Armut und Existenzsicherung von Familien» in der Schweiz.

Gemäss der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen EKFF können durch eine Kombination von individueller Förderung, finanzieller Unterstützung und struktureller familienpolitischer Anstrengungen die negativen Folgen von Familienarmut abgeschwächt werden. Dies ist insofern von Relevanz als dass Familienarmut die Entwicklungs- und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen massiv mindert. Um die Familienarmut wirksam bekämpfen zu können sind Strategien notwendig, welche Massnahmen für die soziale Integration und die frühe Förderung von Kindern mit Massnahmen zur beruflichen Integration der Eltern verbinden. Die frühe Förderung von Kindern ermöglicht, dass die Armut nicht an die nachfolgende Generation weitergegeben wird. Die Fördermassnahmen lohnen sich, da deren Kosten tiefer sind als eine langfristige finanzielle Unterstützung von Familien.

Es bestehen in der Schweiz verschiedene Leistungen zur Kompensation der finanziellen Belastung von Haushalten mit Kindern wie Prämienverbilligungen, Kinder- und Ausbildungszulagen, Alimentenhilfe oder Ergänzungsleistungen zur AHV/IV. Mittels adäquater Ausgestaltung des Bildungswesens, dem Ausbau qualitativ guter, für alle zugängliche und bezahlbare Angebote im Frühbereich, der Förderung von kostengünstigem Wohnraum, Alimentenbevorschussung oder Familienergänzungsleistungen können Kantone zur Reduzierung der Familienarmut nachhaltig beitragen. Denn im Gegensatz zu speziellen Familienergänzungsleistungen ist die Sozialhilfe kein geeignetes Instrument zur Verhinderung von Familienarmut.

Ferner werden im derzeit geltenden Recht der sozialen Sicherheit zahlreiche Familienkonstellationen nicht ausreichend oder gleichwertig berücksichtigt. Anpassungen bzw. ein aktualisiertes Familienbild in der Gesetzgebung sind notwendig, damit eine angemessene Existenzsicherung für alle Familienformen gewährleistet werden kann.

Weitere Informationen

Zur Website der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen EKFF

UNICEF (2020). Worlds of Influence: Understanding what shapes child well-being in rich countries, Innocenti Report Card 16.

Eidgenössische Kommission für Familienfragen EKFF (2020). Armut und Existenzsicherung von Familien, Policy Brief 02.